Das große Wohnzimmer-Konzert

Swingin‘ WiWa mit Olli Roth and Friends bei Auto Wagner

Fühlt sich fast schon wie zuhause: Olli Roth mit Johannes Willinger am Schlagzeug und Ralf „Bobby“ Bopp am Bass.

Zum achten Mal in Folge war Auto Wagner bei Swingin‘ WiWa mit von der Partie und Eddie Berlinghof begrüßte an diesem Gründonnerstag vor Ostern das Publikum im Ausstellungsraum des Wieslocher Autohauses. Das „große Wohnzimmer“, wie Swingin‘ WiWa-Organisator Eddie Berlinghof bemerkte, denn „wir sind ja hier schon wie zuhause. Olli hat hier ein Bett stehen und ich einen Schreibtisch“, schmunzelte er.

Am Schlagzeug saß dieses Jahr Johannes Willinger.

Olli Roth and Friends traten wieder in veränderter Besetzung auf. Neben dem Namensgeber der Formation war auch Ollis langjähriger Begleiter Ralf „Bobby“ Bopp wieder am Bass. Am Schlagzeug saß diesmal Johannes Willinger, der in der Region kein Unbekannter ist. Der Walldorfer Drummer spielte mit Cris Cosmo, hatte lange Zeit sein eigenes Format im Café Art unter dem Titel „Johannes Willinger & Friends“ und stand auch bei der „Nacht der Trommel“ im Jahr 2017 im Palatin auf der Bühne.

Ulrike Aull und Eddie Berlinghof begrüßen die Gäste.

Auch Auto Wagner-Chefin Ulrike Aull hieß ihre Gäste in ihm Autohaus willkommen und bedankte sich bei ihrem Team, denn ohne ihre Mitarbeiter wäre das alles nicht möglich. „Heute Mittag ist alles im Eiltempo ausgeräumt worden, die Tische aufgebaut, Getränke und Essen besorgt worden.“

„Ich schließ mich der Uli an, wir machen gar nicht viel Gerede jetzt und fangen einfach an zu spielen und ihr klatscht einfach immer am besten am Ende vom Lied. Und dann ist es gut“, instruierte Olli Roth das Publikum und stieg routiniert in sein Programm ein.

Ollis langjähriger musikalischer Begleiter am Bass: Ralf „Bobby“ Bopp.

Den Auftakt machte „Georgy Porgy“ von Toto, gefolgt von „Ride like the Wind“ von Christopher Cross und im Anschluss „The Joker“ der Steve-Miller-Band.

„Und jetzt kommt noch was schönes!“, leitete Roth zum nächsten Song über. „Ein Lied aus der alten Zeit, wo die One-Hit-Wonders geboren worden sind. Ein Lied von einem Typ namens John Waite. Kennt den jemand noch? Er hatte nur einen Hit.“ Und wie bei Olli üblich, gab es gleich noch eine Anekdote oben drauf. „Habt ihr alle genug zu drinken? Das ist ganz wichtig! Ihr müsst viel trinken. The more you drink, the better I sound. Eine alte Lebensweisheit von Jason Wright, ein lieber Kollege aus Heidelberg, ein britischer Keyboarder, der wunderbare Sätze kreiert hat wie ‚You know it, when you play it.'“. Wenn man zu ihm auf die Bühne kam und fragte „Was spielen wir jetzt?“ hat er geantwortet „Ja, wir spielen das und das.“. Auf die Frage, wie das denn gehe, antwortete er kurz und knapp ‚It’s in D Minor and we gonna love it.‘ Und der habe auch immer gesagt „Je mehr ihr trinkt, desto besser klingen wir.“

„Missing You“ von John Waite schloss sich dann ein Blues an, wo keiner mehr so genau wisse, von wem er eigentlich sei. „Mary had a little Lamb“ war gemeint und nach Eric Claptons Version von „I shot the sheriff“ gab es wieder eine Story aus dem bewegten Leben des Musikers.

„Water – it’s good for me.“ Es sei ganz schlimm: Als Sänger dürfe man nur Wasser trinken. Denn es seieh schon schwer genug zu wissen, wann man auf welches Pedal warum drauftreten müsse. „Das ist nicht einfach. Einmal falsch gedacht schon spielst du ein ganz anderes Lied. Alles schon vorgekommen.“

Er habe schon die tollsten Lieder in den ersten acht Takten vergessen. „Das ist sehr gut fürs Publikum: Ihr habt was zu lachen und ich seh total blöd aus“, schmunzelte Olli Roth. Ihm sei das mal auf einer German Bike-Week passiert. German Bike-Week heiße: 30.000 Rocker. „Wir hatten (zusammen mit Ralf ‚Bobby‘ Bopp) eine Band in den 1990er-Jahren, die hieß ‚Statement‘. Haben auch eigene Stücke gemacht. Ein eigenes Lied – quasi der niemals benutzte Titelsong vom ersten Album, heißt ‚Who do you love when I’m gone‘.“ Er laufe vor – er habe in der Formation keine Gitarre gespielt, nur gesungen – und im Vorlaufen, in den letzten drei Schlägen, „macht der Kopf ‚Pfft!‘ und es ist weg. Das Lied ist weg, der Text ist weg, die Melodie ist weg. Die Band spielt hinten, die Haar geschüttelt, der Olli steht vorne und Bing. Und dann passiert das beste, was dabei passieren kann. Der Gitarrist, der 6 bis 10 Meter auf der rechten Seite steht, rennt rüber zu mir, weil er mir helfen will, und schreit mir die zweite Strophe ins Ohr. Vollkommen fertig, es geht gar nichts mehr.“ Er habe damals Glück gebaht , dass die Mädels vorne in den ersten zwei, drei Reihen den Text auswendig konnten, schmunzelte er.

Roth spielte sich weiter einmal quer durch den musikalischen Gemüsegarten der 1970er und 1980er Jahre mit weiteren bekannten Hits von Don Henley, Schlagzeuger und auch Sänger von den Eagles,
mit „Boys of Summer“.

Zwischendrin gab es mal auch was zum Tanzen mit „Kiss“ von Prince. Und auch die Zuhörer waren nicht zur Untätigkeit und durften bei „Use somebody“ von Kings of Leon mitsingen.

„Valerie“ von Amy Winehouse schloss sich an, um die „Frauenquote“ zu erfüllen, wie Olli ironisch anmerkte. Und etwas rockiger bzw. bluesiger wurde es mit „La Grange“ von ZZ Top.

„Ein Stück von einem lieben Kollegen, der auch im letzten Jahr von uns gegangen ist, der heißt Tom Petty.“ Zum Gedenken an den verstorbenen Musiker gab es dann „Free Falling“.

Nach der Pause ging es weiter mit „Crossroads“ von Cream und auf Wunsch aus dem Publikum ein Stück von „Gott-hab-ihn-selig“ John Cocker. Das sei natürlich kein eigenes Stück, weil Joe Cocker habe auch keine eigenen Songs geschrieben, „er hat auch nur gecovert.“ Das wissen die wenigsten Menschen, meinte Roth. Es gebe ganz viele ganz berühmte Stars, die schon 30 Jahre lang und mehr kein eigenes Lied mehr geschrieben hätten, Manfred Mann zum Beispiel. Im Grunde seien das die „größten Cover-Bands der Welt“.

Nach „Unchain my heart“ ging es weiter zu einem Künstler, der sehr wohl seine eigenen Songs schreibt, vom amerikanischen Singer-Songwriter und Gitarrenvirtuosen John Mayer: „Gravity“.

Im Programm von Olli Roth finden sich viele Stücke, die man irgendwann mal gehört, aber nicht so richtig wahrgenommen hat, so z.B. „Demasiado Corazon“ von Willy DeVille. Roths Vorliebe sind auch Songs aus den 1960er- und 1970er-Jahren, wie z.B. „Yellow Moon“ von John Hyatt, dessen Song allerdings erst durch die Neville Brothers bekannt geworden ist. Led Zeppelin mit „Rock ’n‘ Roll“ durfte in diesem Reigen dann nicht fehlen und dann zum Abschluss, als Kontrastprogramm, ein Song der britischen Rock-Band Snow Patrol, „Chasing Cars“.

„Wir bedanken uns bei euch fürs Dasein, bei Ulrike und dem ganzen Team, dass sie uns immer wieder einladen. Und bei Edding Berlinghof und dem Kulturförderverein, die es immer wieder möglich machen, dass dieses Städte-Festival Swingin‘ WiWa immer wieder aufs neue entsteht“, bedankte sich Olli bei allen zum Ende. „Vor zehn Jahren hätte keiner gedacht, dass Dielheim mal bei diesem Festival dabei ist. Und Horrenberg.“