„Es ist Ende des Jahres, alles ist rum und meine Haus-Band spielt“

Rock in der Werkstatt ging in die vierte Auflage – Von Weihnachtsspeck, Boy-Groups mit älteren Boys und Erinnerungen an den Kindergarten

Eddie Berlinghof vom Kulturförderverein Kurpfalz und Ulrike Aull, geschäftsführende Gesellschafterin von Auto Wagner

„Es ist Ende des Jahres, alles ist rum und meine Haus-Band spielt“. Ulrike Aull, geschäftsführende Gesellschafterin von Auto Wagner, freut sich sichtlich, als sie das Publikum von Rock in der Werkstatt IV in ihren „heiligen Hallen“ begrüßt. Auch in diesem Jahr wurde die Werkstatthalle wieder ausgeräumt und eine Bühne platziert. Die Gäste strömten und die Halle war gut gefüllt, wenn auch nicht übermäßig.

„Ich freue mich immer, wenn Menschen herkommen, die uns noch nicht kennen und die Werkstatt noch nicht kennen“, so Uli Aull weiter. Dieses Jahr sei für das Autohaus Wagner ein sehr spannendes gewesen mit Ereignissen wie der WLTP-Einführung und dem Dieselskandal. „Wir haben es aber gut überlebt und wir freuen uns auf das nächste Jahr, weil alles jetzt in den richtigen Bahnen läuft“.

Eddie Berlinghof, 1. Vorsitzender des Kulturfördervereins Kraichgau und Mitinitiator des Events, betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Autohaus Wagner und übergab weiter an den eigentlichen Grund, warum die Leute kurz nach Weihnachten in das Autohaus geströmt waren.

Und wieder nichts vom Gabalier

Olli Roth

Olli Roth ist in der weiteren Region eine bekannte Größe. Der Singer-Songwriter ist zum einen Solo unterwegs. Dann nur mit Akustikgitarre, vielleicht noch einer Loop Station und ansonsten prägt seine markante Stimme den Auftritt. Zum anderen ist er in diversen Bands und Projekten involviert, die in unterschiedlichster Besetzung unterwegs sind. Und nachdem sein Sohn Robin Carpe den Spuren seines Vaters folgt, stehen beide auch zusammen auf der Bühne unter dem Projektnamen „Family Business“.

An diesem Abend trat er zusammen mit der Olli-Roth-Band auf, die sich zusammensetz aus ihm (Gitarre / Gesang), Ralf „Bobby“ Bopp (Bass) und Patrick Metzger (Drums). Und er verlor nicht viele Worte zum Beginn. „Kommt näher nach vorne, bringt eure Tische mit und all die Sachen, die ihr gerne bei euch habt. Ihr dürft tanzen, ihr dürft lachen, ihr dürft eure Klamotten durch die Gegend werfen, wenn ihr wollt. Es ist noch früh am Tag.“

Damit war das Motto des Abends ausgegeben und Olli begann wieder in die Setliste seiner ganz persönlichen Musikbox zu greifen. Die Stücke werden jedes Jahr in einer anderen Reihenfolge abgerufen, mal fehlt ein Stück, mal kommt wieder was dazu, was man länger nicht von ihm gehört hat. Viele Sachen sind immer dabei, und jedesmal hört man etwas neues, und auch Sachen, die man nicht erwartet hätte.
Eines bleibt mit Sicherheit aber immer gleich: Gabalier-Fans gehen leer aus.

Seit fast 35 Jahren auf der Bühne

Ralf „Bobby“ Bopp

Den Auftakt machte „Georgy Porgy“ von Toto, gefolgt von „Ride like the Wind“ von Christopher Cross. Auch „The Joker“ der Steve-Miller-Band durfte diese Jahr nicht fehlen. Alle paar Stücke gibt es ein paar Worte zur Geschichte einer Nummer oder es folgt autobiographisches aus seiner jetzt fast schon 35-jährigen Karriere als Musiker.

Und dann ging der Sprung zurück in die Zeit der One-Hit-Wonder. „Ich hab damals soviele Lieder geschrieben, die niemals einer gehört hat. Ich kann euch sagen, ich wäre ein Superstar gewesen“, meinte Olli etwas wehmütig dazu und spielte „Missing you“ von John Waite.

Geplagt wurde der sympathische Sänger zwischendrin mal von altershalber nachlassender Sehkraft („Wir haben so schöne Lieder aufgeschrieben, und der Hammer ist, ich kann es nicht lesen!“) oder bockiger Technik in Form eines Wackelkontakts („Ein Kabel ist immer dabei…“). Da kam es dann vor, dass Lieder übersprungen wurden, aber nach maßregelndem Blick des Drummers rückte Olli die Setlist wieder zurecht.

Das vergessene Stück war eine Nummer von Don Henley, „The Boys of Summer“, gefolgt von einem Lied mit „Audience Participation Time“, auf gut deutsch, das Publikum durfte mitsingen, bei „Use Somebody“ von Kings of Leon. „Ich sing euch was vor, und ihr singt nach. Und zwar laut, tonsicher, und ihr müsst gut aussehen dabei. Das ist das, was mir seit Jahren nicht gelingt. Das mit dem Singen geht“, schmunzelte der Sänger.

Eher ungewöhnlich diesmal war „Valery“ von Amy Winehouse, denn „das singt ja meistens eine Frau – außer heute.“ Ollis große Bandbreite kam anschließend zum Vorschein nach einem krassen Sprung vom Soul zum bluesigen Texas-Rock. Die Nummer erkennt man sofort an dem eingängigen Gitarren- und Schlagzeug-Intro, „La Grange“ von ZZ TOP.

Vor der Pause gab es noch eine Roth’sche Eigenkreation „Kiss the Rain“, wobei er betonte, hier werde Rain, der englische Regen, und nicht das weihnachtliche Rentier besungen.

Von Weihnachtsspeck und Boy-Groups

Nach der Pause bedankte sich Uli Aull zunächst einmal bei ihrem Team, das an diesem Abend vor Ort war, und brachte ihre Begeisterung über den geputzten Werkstattboden zum Ausdruck. Und sie forderte das Publikum auf, das Tanzbein zu schwingen, um die über Weihnachten angefutterten Kilos zumindest gleichmäßiger auf den Hüften zu verteilen.

Die Band eröffnete das zweite Set mit „Cross Roads“ von Cream. Und dann kam ein kleines Stück von einer Band aus Arizona, die lustigerweise „Dakota Moon“ heißt mit „Another day goes by“.

Bei einem Konzert mit Olli Roth darf auch die Lieblings-Band des Sängers nicht fehlen, The Neville Brothers, die ein Lied von Sonny Landreth („Kennt niemand, oder?“) gecovert haben „The Congo Square“. Das ist ein Platz in New Orleans, der früher Umschlagplatz für Sklaven war. „Und angeblich wurde dort der Blues erfunden“, so Olli.

Boy-Groups sind nicht erst eine Kreation der 1990er-Jahre, sondern die gab es schon früher, „mit ältern Boys“. Gemeint sind Crosby, Stills, Nash and Young mit einem Lied, „das gefühlt jede dritte Band auf der Welt gecovert hat“: „Love the one you’re with“.

Mehr Tanzbares gab es im Anschluss. Zuerst mit „Gravity“, einem langsamen Walzer aus der Feder des amerikanischen Singer-Songwriters John Mayer, und dann das deutlich schnellere „Demasioado Corazon“ von Willy de Ville.

Dann kam ein Stück, dass eigentlich nie auf der Setliste von Olli Roth fehlt, worauf er seine Fans auch gleich einstimmte: „So, jetzt ist es soweit, jetzt kann ich es euch nicht länger ersparen“: „Papa was a Rollin‘ Stone“, ursprünglich von den Temptations, von Olli in der Super-Stretch-Version und als Mesh-up gespielt mit längeren Improvisations-Parts. Gesamtdauer: 12 Minuten.

Patrick Metzgers Erinnerungen an den Kindergarten

Patrick Metzger

Eine Anekdote aus seinem Leben konnte auch Drummer Patrick Metzger zum besten geben, denn als die Nummer „Child of the wild blue Yonder“ von John Hiatt veröffentlicht wurde, ging Patrick noch in den Kindergarten. Er hatte es zu der Zeit oft gehört, kannte aber den Namen nicht. „Ich hab nie wieder an das Lied gedacht, und irgendwann spiel ich mit dem Olli und da steht das Lied auf dem Zettel, da habe ich gedacht ‚Keine Ahnung, kenn ich nicht.‘. Da fängt Olli an zu spielen und ich denk‘ so ‚Jawoll! Bauecke 1984!'“

Nach drei weiteren Songs war dann an diesem Abend endgültig Schluss. Olli bedankte sich beim Publikum für’s Kommen. „Wahrscheinlich hocken jetzt irgendwelche Leut‘ drin, die sagen, ‚Wir haben die ganze Zeit gewartet, dass einmal ein gutes Lied kommt. Drei Stunden lang. Und die haben nix vom Gabalier gespielt.'“

Verabschiedet wurden die Gäste mit „Walking in Memphis“ von Marc Cohen. „Jetzt mach ich die Drohung war, jetzt kommt ein Klavierstück. So brutale Sachen hebe ich immer bis zum Schluss auf“, meinte er schmunzelnd.

So einfach ließen seine Fans Roth aber nicht ziehen. Als Zugabe gab es „Superstitious“ von Stevie Wonder. Olli bedankte sich noch bei Uli Aull, „dass sie uns immer wieder einlädt. Wir lieben das!“ und bei Eddie Berlinghof und seinem Team vom Kulturförderverein Kurpfalz.

„Auch im vierten Jahr kommen immer noch neue Leute. So soll es sein!“, beschloss er den Abend.

Weitere Eindrücke von diesem Abend mit der Olli-Roth-Band vermittelt unsere Bildergalerie.