Ersatzteillogistik: „Wenn Teile fehlen stehen die Mechaniker rum“

Teilweise dauert es nur Stunden, um ein wichtiges Ersatzteil zu besorgen – Eine Artikelserie rund um Ersatzteile und Werkstatt

Als Lothar Laier noch Lehrling bei Auto-Wagner war, war das Geschäft mit Ersatzteilen und Zubehör noch das Stiefkind der KfZ-Branche. Erfassung und Verwaltung der Bestände kosteten Zeit, und auch der Einkauf von neuen Teilen bedeutete Aufwand. Die Erträge waren im Gegensatz zu denen im Neuwagenverkauf gering, und Neuwagen verkauften sich bei den Autohäusern zu der Zeit, als Laier seine Lehre begann, rentabler.

Sein Ausbilder sagte dann irgendwann zu Lothar Laier, „Kümmer‘ Du dich darum.“ Das war sein Einstieg in diesen Bereich. Und nach kurzer Zeit hatte er erkannt, dass man die Rentabilität des Teilegeschäfts durch vernünftige Lagerhaltung und Logistik steigern kann. Dazu muß in diesem Warenwirtschaftssystem durch eine gezielte Disposition nach einer entsprechenden Umschlagshäufigkeit die Lagerhaltung von bestimmten Ersatzteilen festgelegt werden. Material im Lager zu haben bedeutet, Kapital zu binden, das sich so schnell und so oft wie möglich drehen sollte um damit die entsprechende Rentabilität zu erwirtschaften.Früher war das Erfassen und die Pflege der Bestände noch recht mühsam, als aber die EDV in den Autohäusern Einzug hielt, machte sie auch im Lager sehr vieles einfacher und transparenter.

Der Orderblock hat schon lange ausgedient

Und selbst, als der Computer schon etabliert war, glaubten viele seiner Kollegen noch, er gehe mit dem Block durch die Reihen und schaue, wo gerade Bedarf besteht. Dabei werden die Bestände und Umsätze schon lange in Datenbanken erfasst und regelmäßig Auswertungen gemacht, welches Teil sich wie oft umschlägt.. Anhand dieser Zahlen erarbeitet der Computer einen Dispovorschlag, welche Menge nachgeordert werden sollte. Diese Werte kann Lothar Laier dann nach oben oder unten korrigieren, auch dauerhaft mit sogenannten „Dispofaktoren“ festlegen.

Und hier kommt seine große Erfahrung mit ins Spiel. „Das ist dann die hohe Kunst, die Auffüllorder so zu gestalten, dass nicht zu viel und nicht zu wenig Teile bestellt werden: Liegen zu viele Teile rum, ist Kapital unnötig gebunden und es besteht die Gefahr auf längere Sicht zu viele Ladenhüter zu erzeugen.“ Aber andersrum kann es auch zum Problem werden: „Denn wenn Teile fehlen, stehen die Mechaniker rum, das Fahrzeug kann nicht fertiggestellt werden oder man muß mit dem Besitzer des Autos einen neuen Termin vereinbaren, was für den Kunden unter Umständen lästig sein kann.

Rund 12.000 verschiedene Teile werden bei Auto-Wagner ständig auf Vorrat gehalten. Das ist deutlich weniger als noch vor zwanzig Jahren. Und das ist nur möglich, weil durch schnelle Kommunikationsmedien und ausgefeilte Lieferketten Teile innerhalb eines Tages geliefert werden können. In bestimmten Fällen ist das sogar innerhalb weniger Stunden möglich.

Statt wie früher üblich per Telefon oder Fax spielt sich die Bestellung heute online ab. Bestellt wird in einem Shopsystem, das auch den aktuellen Bestand des Verteilerlagers anzeigt. In bestimmten Fällen, wenn ein Teil mal nicht oder nicht mehr lieferbar ist, hat Lothar Laier auch die Möglichkeit europaweit zu schauen, ob das Teil noch zu besorgen ist.

Normal – Übernacht-Express – Same-Day-Express

Dabei muss es nicht immer so schnell gehen. Reguläre „Auffüllorder“, also Bestellungen, die nur den Lagerbestand wieder auffüllen sollen, dauern drei bis fünf Tage.

Melden Kunden ihre Autos für die Werkstatt an und ist bekannt, was getauscht werden soll, werden die Teile, die nicht auf Lager liegen, einen Tag vorher geordert. In der Nacht werden die Teile in einem Nachtdepot der Fa.Wagner angeliefert, und wenn das Auto morgens in der Werkstatt steht, können die Mechaniker gleich loslegen.

Sollte sich herausstellen, dass noch weitere Teile am Fahrzeug benötigt werden, können im Verteilerlager Ersatzteile bis 11 Uhr bestellt werden. Und in der Regel stehen diese dann um 13.30 Uhr auf dem Hof. „Das Verteilerlager, bei dem wir Express bestellen können, ist so groß, dass es 70 bis 80 Prozent der Teile innerhalb von zwei bis drei Stunden liefern kann“, meint dazu Lothar Laier. „Wir können die Autos fertig stellen und die Kunden sind glücklich.“

Und für den Fall der Fälle hat er noch eine weitere Logistikschiene in der Hinterhand: „Ein Grossist nimmt bis 12 Uhr Aufträge an und liefert spätestens um 14.30 Uhr.“

Die Welt in der KfZ-Branche hat sich gewandelt. Gerade für Geschäftskunden ist heute ein schneller und zuverlässiger Service bei Problemen oder Schäden am Fahrzeug ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Marke und eines Autohauses. Und um schnell im Schadensfall reagieren zu können, ist eine funktionierende und flexible Teilelogistik ein ausschlaggebender Punkt.