Ein Betrieb wächst von Generation zu Generation – Teil II

Autohaus-Chefin Ulrike Aull in der Werkstatt von Auto Wagner.

Stammtisch „Waasch noch…“ bei Auto-Wagner – Teil II – Das Autohaus heute

Stadtgeschichte lebendig und in den Köpfen seiner Bürger präsent zu halten, so könnte man das Motto des Stammtisch „Waasch noch…“ beschreiben, dass sich Initiator Rainer Kircher und sein Verein auf die Fahnen geschrieben haben.

Stark geprägt haben die Geschichte der Weinstadt auch die vielen großen und kleinen Unternehmen. Viele sind in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden, neue hinzugekommen. Doch einige haben den Lauf der Zeit überdauert und haben sich aus kleinen Anfängen zu beachtlichen Unternehmen entwickelt.

Anfang September war der Stammtisch bei uns zu Gast und Auto-Wagner-Chefin Ulrike Aull ließ die Geschichte der Firma Revue passieren. „Wo steht das Autohaus heute?“ Dieses Thema behandelt Teil II unseres Artikels.

Auto-Wagner heute

„Wir haben sehr gute Kontakte zur SAP“, stellte Ulrike Wagner die heutige Situation der Firma dar. Das Walldorfer Software-Haus ist einer der größten Kunden von Auto-Wagner. „Was gut und auch schlecht ist“, so die geschäftsführende Gesellschafterin. Gut, weil es ein stabiler Kunde sei, schlecht, weil, wenn es der SAP schlecht gehe, „dann geht es uns richtig schlecht“. Von daher sei man auch ganz glücklich, dass SAP verkündet habe, dass die Firmenzentrale in Walldorf ausgebaut werde und Mitarbeiter von anderen Standorten in die Astorstadt geholt werden.

Für das Wieslocher Autohaus arbeiten 60 Mitarbeiter, davon 12 Auszubildende. „Auto Wagner ist einer der größten Ausbildungbetriebe im Kfz-Bereich. Wir haben jedes Jahr drei Auszubildende“ , so Ulrike Aull. Ferner habe man 18 Fahrer beschäftigt, meistens Rentner, die im Schichtbetrieb morgens und abends die Fahrzeuge holen und bringen. Hauptsächlich zur SAP.

Wenig Mitarbeiterwechsel

Die Stammmannschaft hat eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 20 Jahren. „Wenn bei uns einer anfängt, entweder bleibt er oder er geht gleich“, brachte es die Autohaus-Chefin auf den Punkt. Lothar Laier, After-Sales-Manager des Autohauses, hatte 2015 sein 40. Betriebsjubiläum, Günther Hilpert, Kfz-Mechaniker und Elektronikspezialist, feierte dieses Jahr 40-jährige Betriebszugehörigkeit. Karin Baumann, die kaufmännische Geschäftsführerin, hatte vergangenes Jahr 25. Jubiläum. Und Ulrike Aulls Bruder Bernd Wagner ist demnächst auch 40 Jahre dabei. „Wir sind eine große Familie“, so die Geschäftsführerin.

Mitarbeiter sind ihr lieb und teuer

Ulrike Aull investiert auch aktiv in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nach dem Motto „Gesundheit ist unser teuerstes Gut“. Zusammen mit Alexander Sturm von der Barmenia habe man eine betriebliche Krankenversicherung mit privatem Zusatz- und Vorsorgetarif ausgetüftelt. Denn, was die gesetzliche Krankenversicherung an Vorsorge biete, sei ziemlich abgespeckt und für viele Leistungen müsse man zuzahlen. Viele dieser Vorsorgeleistungen können die Auto-Wagner-Mitarbeiter jetzt mit Wertschecks beim Arzt in Anspruch nehmen, ohne Zuzahlung.

Auch eine betriebliche Altersvorsorge sei in dem Versicherungspaket enthalten. „Wenn ich meinen Mitarbeitern mehr Geld zahle, bleibt nach Steuern nicht mehr viel davon übrig“, so die Autohaus-Chefin. „Deswegen machen sowas, und das Wird von den Mitarbeitern auch sehr gut angenommen.“

Viele Investitionen

Ulrike Aull hat seit der Übergabe rund 400.000 Euro ins Unternehmen gesteckt. Seit zehn Jahren habe ihr Vater keine Lust mehr gehabt, groß ins Unternehmen zu investieren. „Es wurde nur noch das Nötigste gemacht.“

Jetzt wurde das Dach der Werkstatt saniert, eine Waschanlage mit biologischer Wasseraufbereitung installiert und die komplette Elektrik in der Werkstatt wurde erneuert. „Das war nicht freiwillig, sondern notwendig, sonst hätten wir unsere elektrische Versorgung nicht gewährleisten können“, bemerkte sie dazu.

Die Beleuchtung wurde auf Energiesparlampen umgestellt und auf das Dach der Sofortannahme ist eine Photovoltaikanlage installiert worden, die pro Monat rund 3.000 Kilowattstunden produziert. Diese werden selbst genutzt und nur Samstagnachmittag und sonntags werde der Strom ins öffentliche Netz eingespeist. Die Anlage decke rund 25 Prozent des täglichen Strombedarfs von Auto-Wagner, führte die Geschäftsführerin aus.

Auch dieses Jahr werde noch einiges passieren, kündigte sie an. So muss die fast 30 Jahre alte große Schiebetür vom Verkaufsraum komplett erneuert werden. Die Sanitärräume werden saniert, das Büro der Geschäftsführung wird verlagert, die Werkstatt erhält eine neue Absauganlage und der Ausstellungsraum muss auch noch vergrößert werden. „Ford sagt, wir brauchen mehr Platz.“ So werde man im kommenden Jahr noch einmal eine gute Million Euro ins Unternehmen investieren, so Ulrike Aull.

Car-Sharing-Angebot wird erweitert

Auto-Wagner betreibt momentan in Wiesloch zwei Car-Sharing-Points: Einer befindet sich vor dem Betrieb in der Güterstraße, hier steht ein Ford Fiestan und ein Transit Kastenwagen, und ein weiterer am Bahnhof Wiesloch-Walldorf. Die beiden Autos am Bahnhof (ein Fiesta und ein Focus Kombi) seien zu 70 Prozent ausgelastet.

Demnächst werden in St. Leon-Rot im Gewerbegebiet beim Fairway-Hotel zwei weitere Car-Sharing-Fahrzeuge platziert. In Wiesloch ist geplant, zwei Fahrzeuge in der Amalienstraße gegenüber dem Palatin zu stellen. Da sei man allerdings noch mit der Stadt in Verhandlung, so Ulrike Aull.

Das Ford Car-Sharing-System arbeitet mit Flinkster zusammen, einer Tochter der Deutschen Bahn. So hat man mit der Car-Sharing-Karte von Ford auch Zugriff auf die Fahrzeuge von Flinkster und deren Partnern.

Das Car-Sharing sei hier noch nicht so luxuriös wie in den großen Ballungsräumen, z.B. in Köln. Da Ulrike Aulls früherer Lebensmittelpunkt in der Domstadt lag, kennt sie die Situation dort genau. „Da stehen die Autos überall. Und man kann die Fahrzeuge an jeder Station in der Stadt abgeben.“ Das gehe hier in der Region allerdings nicht. „Da, wo man das Auto holt, muss man es wieder hin zurück bringen“, erläuterte sie.

Nach einer Führung durchs Autohaus folgte noch ein kleiner Imbiss für die Teilnehmer des Stammtischs. Rainer Kircher bedankte sich im Namen des Stammtischs „Waasch noch…“ für die Blicke in die Geschichte und hinter die Kulissen dieses alteingesessenen Wieslocher Betriebes.

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